RHEINPFALZ-Leserbrief: Schlamassel am Silbersee

Der folgende Text von Helga Guthmann ist als Leserbrief im Frankenthaler Lokalteil der RHEINPFALZ vom 13. August 2020 erschienen. Weil ihr Kommentar die derzeitige Lage so treffend zusammenfasst, wollen wir ihn hier ebenfalls veröffentlichen. Mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin.

Derzeit geht in den sozialen Medien ein wahrer Shitstorm auf „die Naturschützer“ nieder, die das ganze Schlamassel am Silbersee mit drohender Seeeinzäunung etc. angeblich zu verantworten hätten. Aber hat nicht auch die Gemeinde Bobenheim-Roxheim beim Bebauungsplan Silbersee handwerkliche Fehler gemacht? Ansonsten hätte die Klage von Nabu und BUND keine Chance gehabt. Anscheinend wurde dem Naturschutz zu wenig Rechnung getragen.

Ein 120-Zimmer-Hotel mit Tagungsbetrieb mitten in einem Naturschutzgebiet ist eben ein pikantes Unterfangen. Kann man da wirklich erwarten, dass Naturschutzverbände das klaglos hinnehmen? Leider hat man im Vorfeld auch zu wenig Kompromisse gesucht, z. B. ein Öko-Hotel oder Ähnliches.

Von den Befürwortern des Projektes wird immer ins Feld geführt, dass die Gerichtsentscheidung einem demokratisch legitimierten Prozess entgegenstünde – die Mehrheit der Bürger/innen von Bobenheim-Roxheim habe sich 2007 für das Hotel ausgesprochen.

Auf dem Stimmzettel der Bürgerbefragung von 2007 stand jedoch:

  • Alternative 1: Konzept mit Hotel einschließlich offener Rundweg um den Silbersee, erweiterter Badestrand und (lediglich) Verhandlungen mit beiden Wassersportvereinen.
  • Alternative 2: Konzept ohne Hotel mit ungewisser Zukunft des Rundwegs und keine Zusagen an die Wassersportvereine.

Ich tippe darauf, dass sich die Mehrheit wohl nicht unbedingt wegen des Hotels für Alternative 1 entschieden hat.

Bereits vor Urteilsverkündung hat die Firma Willersinn dem ersten Wassersportverein, dem Frankenthaler KCF, gekündigt. Nun, nach der erfolgreichen Klage gegen das Projekt, ist seit Wochen der Rundweg um den Silbersee gesperrt. Und die Firma Willersinn kündigt an, den See einzäunen zu lassen. Aber es kommt noch besser: Erstaunt lese ich im Artikel über die Kündigung des Kiosk-Pächters, dass die Gemeinde  Ähnliches vorhat: Corona  hat den Bürgermeister auf die Idee gebracht hat, den gemeindeeigenen Badestrand ebenfalls einzäunen zu lassen und Eintritt zu verlangen.

Inmitten der ganzen Posse und seit Jahren schon als Spielball der Interessen missbraucht, steht der letzte verbliebene (Roxheimer) Wassersportverein am Silbersee, der um seine Zukunft bangt.

Es ist wirklich ein Schlamassel am Silbersee. Aber diejenigen, die allein „die Naturschützer“ dafür verantwortlich machen, machen es sich zu einfach.”

(Bild: Denise Poindessou)